Deutschnationale Volkspartei

Deutschnationale Volkspartei
Deutschnationale Volkspartei,
 
Abkürzung DNVP, politische Partei, gegründet am 24. 11. 1918, hervorgegangen aus konservativen Parteien des deutschen Kaiserreichs: den Deutschkonservativen, den Reichs- und Freikonservativen, den Christlichsozialen und Deutschvölkischen; in ihrer Grundeinstellung nationalistisch, antisemitisch, antiparlamentarisch, forderte die Wiederherstellung der Monarchie und den Wiedererwerb von Kolonien. Wirtschaftspolitisch trat sie v. a. für den Schutz des Privateigentums an den Produktionsmitteln ein; in ihrer praktischen Politik setzte sie sich dabei besonders für die Interessen der Großagrarier und der Schwerindustrie ein. Sie bekämpfte Liberalismus und Sozialismus.
 
In der Weimarer Nationalversammlung mit 42 Abgeordneten vertreten, lehnte sie 1919 den Versailler Vertrag und die Weimarer Reichsverfassung ab. Geführt von O. Hergt (1919-24 Parteivorsitzender), K. Helfferich und A. Graf von Posadoswski-Wehner, verschärfte die DNVP mit polemisierenden Schlagworten besonders nach dem Kapp-Putsch (1920) ihren Kampf gegen die Politik (»Erfüllungspolitik«) und Struktur (»Versailler System«, »Novemberrepublik«) des Weimarer Staates. 1922 spaltete sich eine deutschvölkische Bewegung ab. Nach den Reichstagswahlen von 1924 (Mai: 19,5 % der Stimmen, 95 Sitze; Dezember: 20,5 %, 103 Sitze) war sie mit den Abgeordneten des Reichslandbundes zeitweilig stärkste Reichstagsfraktion. K. Graf von Westarp, 1926-28 Vorsitzender der DNVP, suchte die Partei an die politische Mitte heranzuführen. 1925 und 1927/28 beteiligte sie sich im Rahmen eines Bürgerblocks an der Regierung. 1925 förderte sie maßgeblich die Kandidatur P. von Hindenburgs für das Amt des Reichspräsidenten.
 
Nach der Wahl A. Hugenbergs zum Parteivorsitzenden (1928) kehrte die DNVP zu ihrer extrem antirepublikanischen Politik zurück, bekämpfte den Youngplan und verbündete sich 1931 im Kampf gegen die Regierung von H. Brüning mit der NSDAP in der Harzburger Front. Aus Protest gegen den hugenbergschen Kurs spalteten sich 1930 der Christlich-Soziale Volksdienst, die Volkskonservative Vereinigung (G. Treviranus) und die Christlichnationale Bauern- und Landvolk-Partei (u. a. H. Schlange-Schöningen) ab. Bei den Reichstagswahlen von 1932 (Juli: 5,9 % der Stimmen, 37 Sitze; November: 8,9 %, 52) verlor sie Wähler an die NSDAP. Nach Unterstützungen der Regierung F. von Papens (1932) und K. von Schleichers (1932/33) beteiligte sich die DNVP an der Regierung von A. Hitler (Januar-Juni 1933 war Hugenberg Minister für Wirtschaft und Ernährung), wurde jedoch im Juni 1933 zur Selbstauflösung gezwungen. Als Kampffront Schwarz-Weiß-Rot hatte sie bei den Reichstagswahlen 1933 zusammen mit dem Stahlhelm 52 Sitze (8,0 % der Stimmen) gewonnen. - Besonders einflussreich war die von Hugenberg beherrschte deutschnationale Provinzpresse. - Deutschnationale Landesparteien waren die Bayerische Mittelpartei (F. Gürtner) und die Württembergische Bürgerpartei (W. Bazille).
 
 
H. von Gaertringen: Die DNVP, in: Das Ende der Parteien 1933, hg. v. E. Matthias u. R. Morsey (1960);
 M. Dörr: Die DNVP 1925 bis 1928 (Diss. Marburg 1964).

Universal-Lexikon. 2012.

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